Janáček Ensemble

Matinee

Leoš Janáček: Jugend
Josef Bohuslav Foerster: Bläserquintett

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Im August 1923 hörte Janáček beim Festival der Internationalen Gesellschaft für Neue Musik in Salzburg ein Konzert des herausragenden französischen Ensembles Société moderne des instruments à vent, von dessen Darbietung er hingerissen war. So kann kaum verwundern, dass der Komponist erneut im Publikum saß, als eben dieses Ensemble am 10. April 1924 in Brno auftrat. Bei dem vom Brünner Konservatorium veranstalteten Konzert erklangen Roussels Divertimento, Klavierquintette von Mozart und Rimski-Korsakow sowie das Bläserquintett von Josef Bohuslav Foerster. Kurz darauf nahm Janáček die Arbeit an seinem Sextett für Bläser auf. Es ist daher möglich, dass ihn gerade Foersters Werk aus dem Jahr 1909 zu der Komposition inspiriert hat. Foersters Quintett ist ein überaus gelungenes Werk, es stammt aus der Zeit, als er mit seiner Gattin, der bekannten Sopranistin Bertha Lauterer, nach Wien übersiedelte. Während der Jahre in Wien entstanden gleich mehrere der wohl bedeutsamsten Werke Foersters, so etwa seine Sinfonie Nr. 4 „Osternacht“. Das einfallsreich konzipierte viersätzige Bläserquintett zeigt Foersters herausragendes Instrumentierungstalent ebenso wie den für ihn charakteristischen Lyrismus.

Leoš Janáček schrieb sein Bläsersextett erst 1924, also im Jahr seines siebzigsten Geburtstages. Es ist dies ein Jahr, in dem er sein musikalisches wie sein privates Leben rekapituliert und nicht nur einmal in die Zeiten seiner Kindheit und Jugend zurückblickt. Daher also auch der Name „Jugend“. Wir können nur darüber spekulieren, welcher Teil des Werks seinen Kindheitserlebnissen gewidmet ist, in einem Fall jedoch teilt uns der Komponist dies direkt mit. Das Material des dritten Satzes entstammt nämlich Janáčeks Komposition „Marsch der Blaukehlchen“, die sich auf die Kindheit des Komponisten in der Klosterschule des Klosters Alt-Brünn bezieht. Hier war der damals zwölfjährige Leoš Zeuge des Einfalls der preußischen Truppen: „Der Alt-Brünner Klosterplatz füllte sich in den Ferien 1866 mit dem Grau und Rot der preußischen Soldaten. Es wirbelten die Blechtrommeln, und darüber kreischten die hohen Pikkoloflöten. Eine wilde Musik. Noch heute dröhnt sie mir in den Ohren.“  Obgleich das Bläsersextett für die Studenten des Prager Konservatoriums geschrieben war, erlebte es seine Premiere auf einem Konzert des Brünner Konservatoriums am 21. Oktober 1924, als es von den Instrumentalisten der Brünner Oper interpretiert wurde. Heute zählt Janáčeks „Jugend“ zu den meistgespielten Kammerwerken für Blasinstrumente.

Jiří Zahrádka