4. INTERNATIONALES THEATER- UND MUSIKFESTIVAL JANÁČEK BRNO
„Happy Birthday Leoš“
Wenn in der Geschichte unseres Landes vor allem Jahreszahlen, die auf eine Acht enden, von nachgerade symbolischer Bedeutung sind, dann sind es in unserer Musikgeschichte solche mit einer Vier. Im Jahr 1884 wurde das Brünner Nationaltheater eröffnet, der Begründer des tschechischen Musiklebens Bedřich Smetana lebte von 1824 bis 1884, im Jahr 1904 starb Antonín Dvořák, während Josef Suk 1874 geboren wurde, und zu den weiteren Komponisten, in deren Lebensdaten sich eine Vier findet, gehören auch Christoph Harant von Polschitz, František Václav Míča, Emil František Burian, Jan Rychlík, Karel Kryl oder Jan Klusák. Eine traurige Jahreszahl ist 1944 – in diesem Jahr fielen die herausragenden jüdischen Komponisten Pavel Haas, Viktor Ullmann und Hans Krása dem Terror der Nationalsozialisten zum Opfer. Für das Festival Janáček Brno 2014 ist jedoch der 160. Geburtstag Leoš Janáčeks am wichtigsten. Alle wichtigen musikalischen Jahrestage werden traditionell im Rahmen des „Jahrs der tschechischen Musik“ begangen, das sich stets durch seinen ernsten und feierlichen Charakter auszeichnet. Das bevorstehende Festival Janáček Brno will jedoch, wie schon der Untertitel „Happy Birthday Leoš“ andeutet, in eine andere Richtung gehen – es soll fröhlich und ohne überflüssigen Pomp der Geburtstag eines ewig jungen Komponisten gefeiert werden.
Der Grundgedanke dabei ist, Janáček durch Aufführung einiger seiner Lieblingswerke ein kleines Geburtstagsgeschenk zu machen.
So kommt etwa Bartóks 1. Klavierkonzert zur Aufführung, über welches Janáček mit seinem Schöpfer lange Diskussionen geführt hat. Eine weitere Ebene des Festivals wird sich an Zuhörer im Kindesalter und ihre Eltern wenden: es werden Janáčeks Kinderreime mit einer begleitenden Filmprojektion aufgeführt, das Prager Nationaltheater gastiert mit einer Inszenierung des Schlauen Füchsleins unter der Regie von Ondřej Havelka, und zu dieser Oper wird auch eine Ausstellung vorbereitet, da sie ihre Premiere gerade vor 90 Jahren hatte. In die Reihe der Gratulanten reiht sich z. B. auch das Kronos Quartet ein, in dessen Programm wir unter anderem auch ein Werk des herausragenden Vertreters der Minimal Music Steve Reich finden, der seine Inspiration auch aus Janáčeks Musik geschöpft hat. Bei einem Symphoniekonzert werden die Variations orchestrales sur un thème de Janáček des bedeutenden französischen Komponisten Marc-André Dalbavie aufgeführt. Vor allem jedoch sollen zahlreiche Werke des Geburtstagskinds erklingen. Das Nationaltheater Brno bereitet die Premiere einer Neuinszenierung der Oper „Die Sache Makropulos“ vor, und selbstverständlich werden auch Opernensembles aus dem Ausland erwartet. Zusammen mit den Workshops, den von Experten vorgetragenen Einführungen zu den Werken, mit Ausstellungen, Matineen, Kammerkonzerten und einer Konferenz wird das Festival neun Tage lang gespickt mit Highlights sein und würde sicherlich dem Komponisten, der den Namen unserer Stadt in aller Welt bekannt gemacht hat, große Freude bereiten.
PhDr. Jiří Zahrádka, Ph.D.