Kompositionen anlässlich des 160. Geburtstags von Leoš Janáček
Alessandro Bosetti
Leoš Janáček hat nicht nur zu seinen Lebzeiten eine Vielzahl von Komponisten direkt oder indirekt inspiriert. Mit seinem kompositorischen Erbe setzten sich nicht nur seine Schüler auseinander, sondern auch seine Bewunderer, die er bis heute hat. Zu diesen gehört zweifellos auch der italienische Komponist Alessandro Bosetti, welcher speziell für unser Festival eine Komposition zu Janáčeks 160. Geburtstag geschrieben hat. Der einundvierzigjährige Bosetti wirkt heute in Deutschland als genreübergreifender Komponist, Jazzsaxophonist und Performancekünstler mit eigenwilligen Ausdrucksmitteln und einer unverwechselbaren Sprache. Mit vollem Recht spricht man von ihm als „einer der ungewöhnlichsten und interessantesten Figuren der Gegenwartsszene“.
Für das Festival Janáček Brno 2014 hat Bosetti ein Werk mit dem Titel „Notebooks“ für Stimme und Elektronik geschaffen. Das Leoš-Janáček-Haus in Brno birgt nach seinen Worten einen ganz besonderen Schatz: eine Reihe sehr kleiner Hefte, in die Janáček zwischen 1904 und 1928 die von ihm gesammelten Sprachmelodien eintrug. Jede dieser Melodien hält in geradezu fotografischer Form eine vergängliche Situation fest. Bosetti versucht, diese Melodien wieder zum Leben zu erwecken, und präsentiert in seiner Komposition seine Vorstellungen davon, was Janáček erlebte, als er die Sprachmelodien niederschrieb. Zur einer ganz besonderen Atmosphäre des Konzerts werden sicher auch die Räumlichkeiten der Villa Tugendhat ihren Beitrag leisten.
Pavel Petráněk